Archiv 2016

04.11.2016

3. Literarische Weinprobe

Bereits im elften Jahr begleiten Elvira und Hartmut Rieck mit trockenen Weinen und nie versiegendem Humor die Veranstaltungen, meist Lesungen, in der Rudolf-von-Bennigsen-Bibliothek in Bennigsen. Zum dritten Mal bat Hartmut Rieck seine Bennigser Mitbürger und Interessierte aus den Nachbargemeinden zu einer „Literarischen Weinprobe“ und begründet damit hier eine weitere Tradition, wie Karlfried Rose, Stellvertretender Vorsitzender des RvB-Fördervereins, bei seiner Begrüßungsan-sprache betonte.
Der Titel „Literarische Weinprobe“ beschreibt umfassend, was die über dreißig Anwesenden an diesem Abend erwartete: Zum einen eine Auswahl trockener Weine, dieses Mal waren es fünf Roséweine unterschiedlicher Herkunftsländer, sowie zum anderen einen bunten Strauß überwiegend humorvoller, manchmal aber auch ein wenig nachdenklicher Geschichten und Gedichte deutscher Autoren. Ausgewählt hatte wieder einmal mit treffsicherer Hand Hartmut Rieck sowohl die Weine wie auch die Lesebeiträge, die er dann mit Unterstützung von Gabriele und Karlfried Rose launig kredenzte.

Die Roséweine wurden eifrig gekostet und verglichen und zeigten jeweils ihren ganz eigenen Charakter, so dass sich für jeden Anwesenden mindestens einer fand, der ihm zusagte. Zur Sicherheit konnte sie aber nach Abschluss der Lesungen - bei einem fröhlichen Plausch - noch einmal kontrollieren, ob sie der erste Eindruck auch nicht getrogen hatte.

Die Tatsache, dass nach den rund anderthalb Stunden der Literarische Weinprobe viele der Gäste noch längere Zeit zu einem feucht-fröhlichen Gespräch in der RvB-Bibliothek ausharrten, der herzliche Beifall für alle Mitwirkenden am Ende der Lesungen sowie das immer wieder aufbrausende, amüsierte Lachen der Hörerinnen und Hörer bei den einzelnen Beiträgen bestärkten Hartmut Rieck und seine beiden Mitstreiter in ihrer Überzeugung, dass dieses ein wirklich gelungener Freitag-Abend geworden war.

Für das nächste Jahr plant Rieck am 1. Dezember einen Abend mit Gedichten und Geschichten zur Weihnachtszeit bei Glühwein und Zimtsternen. Schauen wir mal, ob es bei Glühwein bleibt.

Die Reihe „Literatur im Bahnhof“ in der RvB-Bibli- othek Bennigsen wird im nächsten Jahr 2017 durch einen Literaturvortrag von Inge Hübner von WortArt – Springer Literaten & Co. eröffnet, die über Leben und Werk von Annette von Droste-Hülshoff lesen wird. Termin: Freitag, 17.02.2017, 19.30 Uhr. Dann aber wieder mit einem „staubtrockenen“, kühlen Weißwein, wie immer serviert von Elvira und Hartmut Rieck.

[Text: Karlfried Rose; Fotos: Elvira Rieck]

16.09.2016

Petra Hartmann liest aus ihrem historischen Roman „Freiheitsschwingen“

In der Reihe „Literatur im Bahnhof“ war Frau Hartmann am 16.09.2016 wohl schon zum sechsten Mal in der Rudolf-von-Bennigsen-Bibliothek zu Gast. Im letzten Jahr hatte sie die Zuhörerinnen und Zuhörer mit ihrem Krimi „Schlagzeile“ gegeistert, der im Zeitungsmilieu spielte, und in den sie ihre in Springe als Lokalredakteurin gemachten Erfahrungen mit einfließen ließ.

Dieses Mal las sie Sequenzen aus ihrem historischen Roman „Freiheitsschwingen“, der im Deutschland der frühen 1830er Jahre spielte, in einer Ära der Restauration nach den Befreiungskriegen gegen Napoleon, einem Staatsgebilde, dass in nahezu 40 Staaten aufgesplittert war. Die Landesfürsten wollten nichts mehr wissen von den Versprechungen, die sie ihren Untertanen in der Not gemacht hatten, und unterdrückten brutal alle Bestrebungen nach Freiheit, Einheit und Demokratie. An dem Schicksal einer jungen Bürgerstochter aus wohlbehütetem Elternhause, die sich gegen die gesellschaftlichen Zwänge zur Wehr setzt und dadurch in Gefahr gerät, schildert Frau Hartmann die Epoche nach dem Hambacher Fest, der ersten gesamtdeutschen Manifestation des Wunsches nach demokratischen Zuständen und nach einem vereinigten deutschen Vaterland.

Petra Hartmann gelang es durch ihren bravurösen Vortrag, dieses schicksalhafte Geschehen für alle Anwesenden lebendig werden zu lassen, die ihr anschließend mit ganz herzlichem Applaus dankten. Aus ihren Antworten auf anschließende Fragen der Gäste zum geschichtlichen Hintergrund des Romans wurde deutlich, dass sie die Hauptfiguren und viele der geschilderten Vorgänge nicht frei erfunden hatte, sondern hierfür etliche historische Zeugnisse ausgewertet hatte.

Nachdem Karlfried Rose als 2. Vorsitzender des Fördervereins Rudolf von Bennigsen ihr für ihre wunderbare Lesung und auch für ihre Bereitschaft, diesen Termin kurzentschlossen zu übernehmen, gedankt hatte, überreichte ihr Hartmut Rieck in der ihm eigenen Art eine vom ihm speziell ausgesuchte Flasche Rotwein, natürlich mit einer kurzen Würdigung des leckeren Tropfens. Anschließend war auch Gelegenheit, Bücher von Frau Hartmann käuflich zu erwerben, auf Wunsch natürlich auch mit persönlicher Widmung.

[Karlfried Rose]

29.07.2016

Staatsangehörigkeit: norwegisch – deutsch
Harald Simonsen aus Bennigsen berichtet von seiner Kindheit und Jugend
von Horst Voigtmann

Harald Simonsen erzählt von seiner Kindheit im Krieg. Voigtmann

BENNIGSEN. Rund 1042 Kilometer Luftlinie liegt zwischen Deutschland und Norwegen. Von dieser Entfernung war in Bennigsen aber nichts spürbar, als Harald Simonsen aus Bennigsen in der Reihe „Literatur im Bahnhof“ von seiner aufregenden Jugend in Hamburg sprach. Denn: Simonson hat sowohl die deutsche als auch die norwegische Staatsangehörigkeit.
Sein Vater, gebürtig aus Norweger, kam über einige Umwege nach Hamburg, wo er seine Frau heiratete und eine Firma zur Schiffsausrüstung gründete. Das Geschäft ging nach der Einführung der Rentenmark in den Konkurs. Da kam das Angebot einer Stelle im norwegischen Generalkonsulat gerade recht. 1927 wurde er zum Konsul ernannt – im gleichen Jahr wurde Sohn Harald Simonsen geboren, der 1934 eingeschult wurde. „Ich kann mich noch daran erinnern, dass in dieser Zeit Männer der Kampforganisation der NSDAP auf offenen LKWs durch die Straßen fuhren und ,Ein Volk, ein Reich, ein Führer!‘ skandierten“, so Simonsen.
Was andere nur noch aus Geschichtsbüchern kennen, hat der Bennigser hautnah miterlebt. „Wir waren mit dem Auto unterwegs, als wir nach Lokstedt kamen, mussten wir anhalten. Die Straße war gesperrt. Uns kam eine SA-Kolonne entgegen, an der Spitze der Träger der Hakenkreuzfahne“, erzählt er. Die Männer hatten offenbar erwartet, dass die Fahne mit erhobenem rechten Arm begrüßt würde. „Meine Mutter und Oma taten das, mein Vater aber nicht. Da kam ein Uniformierter aus der Kolonne zu uns herüber und ohrfeigte meinen Vater durch das Wagenfenster, er zeigte den Vorfall an. Die Konsularabteilung bei der hamburgischen Verwaltung wurde informiert und nahm die Sache mit Bedauern zur Kenntnis“, so Simonsen. Der „Ohrfeiger“ musste anschließend zur Entschuldigung beim Vater vorsprechen. „Wäre der Geohrfeigte nicht Mitglied eines Konsulats gewesen, hätte es sicher kein offizielles Bedauern gegeben“, ist sich der Bennigser sicher.
Auch die Judenverfolgung bekam der Bennigser schon als Schüler mit. „Eines Abends war ich mit meinem Vater in der Stadt unterwegs. Wir kamen an der brennenden Synagoge in der Oberstraße vorbei. Keiner war da, um das Feuer zu löschen.“
Mit gerade einmal zwölf Jahren bekommt Simonsen mit, wie sich Deutschland auf den Krieg vorbereitet. „In jeder Etage des Hauses mussten Feuerpatschen, Handwasserpumpen und Wasserbehälter sowie Kästen mit Sand bereitgestellt werden.“
Auf die Vorbereitungen folgte die Tat: Am 26. Juli 1943 folgte die Aktion „Gomorrha“. „Es waren ganze Bombenserien, deren Einschläge näher kamen, aber dann, Gott sei Dank, abbrachen. Die Erde bebte, und die Wände zitterten unter der Wucht der Explosionen“, erinnert er sich in seinem Vortrag.
Er sieht, wie das Feuer um sich greift. „Während meiner vergeblichen Löschversuche trugen meine Mutter und meine Schwester einige Gegenstände und die gepackten Koffer in den Keller oder in den Garten.“ Die Familie fand Zuflucht bei einer Schwester der Mutter. Sein Vater habe dann ein Blockhaus in Norwegen bestellt, das in Ohlstedt errichtet wurde. Dort erlebte die Familie das Kriegsende 1945.
Für Simonsen ging die Schule wieder los. Nach dem Abitur wurde er in Norwegen als Wehrpflichtiger eingezogen. 1951, zurück in Deutschland, begann er in Hannover ein Maschinenbaustudium.

[Text und Foto: Horst Voigtmann, NDZ 01.08.2016 Seite 8; s.a. Deister Anzeiger 01.08.2016 Seite 3]

[Foto: Gabriele Rose]

Brüderliche Bürokratie im seltsamen Haus

Karlfried Rose und Harald Peter Malz begeistern ihre Zuhörer mit ihren kuriosen Erzählungen

 

Foto: Friedhelm Lüdersen

BENNIGSEN. Bereits zum elften Male startete der Förderverein Rudolf von Bennigsen seine Veranstaltungsreihe „Literatur im Bahnhof“ und wählte als Ort wieder einmal die Rudolf-von-Bennigsen-Bibliothek im Bahnhofsgebäude als Veranstaltungsort. Karlfried Rose und Harald Peter Malz von der Literaturformation „Wortart“ erzählten dort ihre Geschichten, die allesamt aus eigener Feder stammen.
Über 20 Zuhörer waren gekommen und wollten wissen, was sich hinter den Texten verbirgt. Karlfried Rose begrüßte die Zuhörer und auch den Dackel namens Axel.
„Ich bin nicht sicher, ob Axel die teils kuriosen Erzählungen vertragen wird“, gab Rose zu bedenken. „Als wir uns damals entschlossen haben, einen Vorschlag von Ute Parplies anzunehmen und Literatur auf offener Bühne zu präsentieren, ahnten wir nicht, dass das Interesse von Autoren und Publikum so lange vorhalten würde“, erklärte Rose.

Doch die Zuhörer erlebten einen literarischen Abend der Extraklasse. Schon die erste Lesung „Das seltsame Haus“ von Harald Peter Malz war hintergründig und zugleich humorvoll, denn die Geschichte rankte sich um Gespenster und wieder auferstandene Tote, die ins irdische Leben zurückgekehrt sind und Seltsames erlebten. Selbst die Polizei konnte in der Geschichte nichts ausrichten, denn Hausherr Konstantin Pretorius war eine zwar fragwürdige, aber schlaue Person.

Karlfried Rose las die eigene Geschichte „Die beiden Brüder“: Beide kommen aus gutem Hause. Der Ältere ist etwas langsam, der Jüngere zielstrebig und ehrgeizig. Der Streber ist der Liebling der Eltern (weil standesgemäß), der Ältere dagegen nicht. Es gab jedenfalls kein Happy-End. In seiner zweiten Erzählung „Kafkaesk“ nahm Rose die deutsche Bürokratie aufs Korn, wo einer es nicht rechtzeitig schafft, aus dem Schnellzug auszusteigen und deshalb mitfahren muss bis zur nächsten Station und beim Kauf einer Rückfahrkarte Schwierigkeiten bekommt. Eine Situation, die einige der Zuhörer schon selbst erlebt hatten, wie aus den Zurufen zu entnehmen war.
Zehn Geschichten stellten die Literaten vor und die Zuhörer lauschten aufmerksam und äußerst interessiert. Der starke und lang anhaltende Applaus am Ende der Lesung zeigte, dass es ein unterhaltsamer Literatur-Abend war. Bemerkenswert: dass es nicht wenige Zuhörer gab, die nach der Lesung das Gespräch mit den Autoren suchten.

VON FRIEDHELM LÜDERSEN
[Neue Deister-Zeitung 23.05.2016 Seite 8]

05.02.2016

Gern gehörter Robert Gernhardt

Harald Malz begeistert seine Zuhörer in der Bücherei mit einer Lesung aus Werken des bekannten Lyrikers

Bennigsen. Mucksmäuschenstill ist es in der Bücherei. In der Reihe „Literatur am Bahnhof“ ist der Lyriker Robert Gernhardt angesagt und 25 Zuhörer warten gespannt. Harald Malz will den „Versuch einer Annäherung an Leben und Werk des 2006 verstorbenen Dichters“ auf Einladung des Vereins zur Förderung des Andenkens an Rudolf von Bennigsen wagen.
Aber erst einmal muss ihm selbst ein Licht aufgehen, die Technik am Rednerpult wird noch etwas korrigiert. Nonsensverse und Spaß an Sprüchen ziehen sich in den 60er und 70er Jahren durch Gernhardts Werk. Malz zitiert dafür aus dem ersten Gedichtband von 1976: „Der Mops hat seinen Zeugungstrieb / ganz schrecklich gern und furchtbar lieb.“ Es war die Zeit der sexuellen Revolution und die Studentenbewegung war über Deutschland gekommen. Anekdoten, Bildergeschichten, Märchen und retuschierte Fotos geben Eindruck davon, wie sehr die vermeintlich revolutionären Ansichten auch Gernhardts wirken geprägt haben. Immer wieder wird Malz an diesem Abend aus einzelnen Schaffensperioden des Dichters rezitieren. Vorm ersten Gedichtband hat Gernhardt als Redakteur für die Satirezeitschriften Pardon und Titanic gearbeitet. Damit ist er groß geworden.
Unter dem Stichwort „Gernhardt und ich“ beschreibt Malz seinen eigenen Zugang zum Dichter in den 70er und 80er Jahren im hannoverschen Künstlermilieu. Freche Sprüche, Bonmots, mit denen er sich lustig machte über muffige Bürgerlichkeit, warfen ein Blitzlicht auf sein Schaffen.
Es machte Malz einfach Spaß, Texte mit großer humoristischer Fallhöhe zu lesen. „Fünf Männer seh ich / inhaltsschwer / Wer sind die Fünf?“ Malz löst die Frage auf. Der Erste war der Tod, der Zweite die Pest, der Dritte das Leid und der Vierte der Hass. „Der Fünfte bringt stumm den Wein herein - das wird der Weinreinbringer sein“, beendet Malz das  Gedicht schmunzelnd.                                                                                                                                                  Karlfried Rose vom Förderverein unterbricht Malz nach einiger Zeit mit den Worten „Ich bin für die Einhaltung der Pause zuständig“. Und in der lesungsfreien Zeit: Gernhardt allerorten: „Die lyrische Sammlung ist ein gutes Geschenk, merk Dir das“, gibt eine Zuhörerin ihrem Begleiter zu wissen. Später, in den 80ern wurde Gernhardt seriös, bis er eine Meisterschaft erreichte, die mit vielen Auszeichnungen und Preisen bedacht wurde: 1997 erhielt er den Literaturpreis, seine erste nationale Ehrung. Eine schwere Herzerkrankung mit langer Genesungsphase arbeitete er mit „Herz in Not – Tagebuch eines Eingriffs“ auf. Jahre später eine Krebserkrankung, er stirbt nach langer Krankheit im Jahr 2006.Rose überreichte dem Vorleser zum Dank eine Flasche trockenen Weißwein – als Weinreinbringer blieb er keineswegs stumm: „Er sollte nicht zu alt werden, aber der Wein eignet sich besonders zu Spargel“, gab er Malz mit auf den Weg.

[Text und Fotos: Heinz Bähre - Neue Deister-Zeitung 08.02.2016 Seite 8; s.a. Deister Anzeiger 08.02.2016 Seite 3: "Alles Satire: Harald Malz lässt Robert Gernhardt aufleben" - Zuhörer in der Bücherei sind von der Lesung begeistert"]

3. Lit. Weinprobe





























































20.05.2016

Harald Peter Malz

Karlfried Rose

 05.02.2016

[H. Bähre DA 08.02.16  S. 3]
"Als Dank eine Flasche Weißwein: Harald Malz (links) und Karlfried Rose."

[H. Bähre NDZ 08.02.16 S. 8]
"Harald Malz (links)
studiert das Etikett der von Karlfried Rose überreichten Weinflasche."

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